ESA-Astronauten-Training im Geopark Ries

18. Februar 2019

Nördlingen (pm). Bereits zum 3. Mal wurde der Geopark Ries als Trainingsgebiet für Raummissionen der ESA-Astronauten (ESA = European Space Agency = Europäische Weltraumbehörde) ausgewählt. Um sich für zukünftige Weltraummissionen entsprechend geologisch vorzubereiten, absolvierten Astronauten und Weltraumingenieure ein geologisches Training im Rieskrater. Sie folgten damit einer Tradition, die schon mit dem geologischen Feldtraining der Apollo-Astronauten im August 1970 begann.

 

Bedeutung von irdischen Impaktkratern für die Raumfahrt

 

Da Einschlagskrater eine der häufigsten geologischen Strukturen auf planetaren Körpern darstellen (z. B. auf dem Erdmond oder Mars), war das Nördlinger Ries ein ideales Trainingsgebiet. Der Geopark Ries war die erste Station des sogenannten PANGAEA Projekts 2018 (Planetary Analogue Geological and Astrobiogical Exercise for Astronauts). Der Rieskrater ist vor ca. 15 Millionen Jahren durch die Kollision eines etwa 1 km großen Asteroiden mit der Erde entstanden und weist einen Durchmesser von ca. 25 km auf. Er gehört weltweit zu den besterhaltenen Kratern dieser Größenordnung. Die ESA-Astronauten bekamen aufgrund der exzellenten Erhaltung des Rieskraters und seiner Auswurfdecke einen idealen Einblick in die Morphologie und Geologie einer Impaktstruktur.

Das Pangaea-Projekt der ESA

Die Ausbildungsorte für das Geologie-Trainingsprogramm des PANGAEA-Programms waren zahlreiche  Geotope im Geopark Ries wie z. B. auch der Riegelberg mit seinen weltberühmten Ofnethöhlen. Der Riegelberg als größter Megablock im Rieskrater zeigte den Astronauten eindrücklich die ungeheure Kraft eines Impaktereignisses, die es ermöglicht dass selbst solche gewaltigen Gesteinsblöcke binnen weniger Sekunden bewegt werden können und eine geologische Ausgangssituation so nachhaltig verändert werden kann, dass alle Gesteinsformationen bunt durcheinander gemischt werden und völlig neue Gesteinstypen gebildet werden (wie z. B. die Bunte Breccie). Der Besuch der Ofnethöhlen war eine spannende Ergänzung des Trainings, da man hier sowohl die intensive Breccierung eines Kalk-Megablocks als auch seine Verkarstung studieren konnte.

Die geologische Ausbildung soll es den Astronauten bei ihren späteren Missionen ermöglichen, eine exakte Beschreibung der geologischen Situation auf dem von ihnen besuchten planetaren Körper durchzuführen, die es dann dem fachkundigem Bodenpersonal ermöglicht, ein genaues Bild der Geologie vor Ort zu erhalten.

Feldtraining der ESA-Astronauten im Rieskrater

Die Feldexkursion in den Rieskrater wurde von der Geologin des Geoparks Ries, Gisela Pösges, unterstützt. Als Ergänzung hatten die Teilnehmer auch das RiesKraterMuseum besucht und im ZERIN (Zentrum für Rieskrater- und Impaktforschung Nördlingen) zahlreiche Gesteinsbestimmungsübungen durchgeführt. Außerdem erhielten sie u. a. von Prof. Harald Hiesinger, Planetologisches Institut der Universität Münster, ausführliche Informationen über die Mondgeologie.

 

Der berühmte deutsche ESA-Astronaut Thomas Reiter zu Gast im Geopark Ries

Unter den rund 15 Trainingsteilnehmern waren u. a. der ehemalige ESA-Astronaut Thomas Reiter, der russische Kosmonaut Sergei Kud-Sverchkov sowie Aidan Cowley, Science Officer im Astronautenzentrum der ESA mit Sitz in Köln. Die Kölner „Astronautenschmiede“ hat schon über 20 Menschen, darunter auch Alexander Gerst, in das Weltall gebracht.

Thomas Reiter war der bekannteste Teilnehmer des Trainings. Er studierte an der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg (Oberbayern) Luft- und Raumfahrttechnik und beendete sein Studium dort als Diplom-Ingenieur im Dezember 1982. Am 15.05.1992 wurde er von der ESA als Astronaut ausgewählt. Thomas Reiter führte zwei Raumflüge durch, einmal zur russischen MIR-Station und zum anderen zur internationalen Raumstation (ISS). Mit einer Zeit von über 350 Tagen im All (davon über 14 Stunden außerhalb des Raumschiffs, sog. EVA-Einsätze) ist er der europäische Astronaut mit der meisten Erfahrung im Weltall. Heute ist Thomas Reiter ESA-Koordinator für internationale Agenturen und Berater des ESA-Generaldirektors.

Er zeigte sich sehr beeindruckt vom Rieskrater mit seinen einmaligen Aufschlussverhältnis-sen, der für ihn ein ideales Trainingsgebiet darstellte und war sehr erfreut über die tolle Unterstützung vor Ort (siehe auch Autogrammkarte). Aidan Cowley kommentierte das geologische Feldtraining folgendermaßen: „Who knew that hitting rocks with hammers could be so educational!“ (Übersetzung: Wer hätte gedacht, dass „Steine klopfen“ so lehrreich sein kann!“).

Im Anschluss reisten die Astronauten und die ESA-Crew zur Fortsetzung ihres Trainings in den UNESCO Global Geopark Bletterbach in den italienischen Dolomiten. Später wurde das Training dann auf der kanarischen Insel Lanzarote fortgesetzt.

Landrat und 1. Vorsitzender des Geopark Ries e.V., Stefan Rößle, ist stolz, dass der Geopark Ries mit Gisela Pösges diesem hohen Besuch eine fachkundige Begleitung zur Seite stellen konnte.

Inforamtionen über den Geopark Ries gibt es unter www.geopark-ries.de oder direkt in der Geschäftsstelle. Alle Broschüren stehen unter www.geopark-ries.de/infomaterial zum Download bereit oder können kostenlos unter den unten genannten Kontaktdaten bestellt werden.

 

 

 

Verantwortlich:

Geopark Ries e. V.

Günther Zwerger,

Pflegstr. 2, 86609 Donauwörth

Tel.: 0906/74-140

EMail: guenther.zwerger@geopark-ries.de

18.02.2019